Ich gehe mit gutem Gewissen
- Allgäuer Anzeigeblatt
- 4. Apr.
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Im 25. Jahr ist Schluss. Laurenz Lakotta, Kapitän der Sonthofer Handballer, beendet seine Laufbahn. Der 36-Jährige bleibt aber in der Abteilungsleitung. Die Verdienste des Spielmachers sind groß.
Von Ronald Maior und Marion Bässler
Sonthofen Er hat einmal angefangen und konnte nicht mehr aufhören. „Ich war schon immer ein Teamplayer“, sagt Laurenz Lakotta. Deshalb hat er als Zwölfjähriger nach dem ersten Handballtraining eine Entscheidung getroffen: „Das ist mein Sport. Das war schnell klar“, sagt Lakotta. Denn der heute 36-Jährige hat als Grundschüler beim SC Oberstdorf mit dem alpinen Skisport begonnen. Als er mit Handball begann, schnallte er die Ski aber schnell ab, weil ihn die Einzelsportart nicht mehr reizte. Der Handball hatte es ihm angetan. Nun, fast 25 Jahre später, ist Schluss. Beim Heimspiel des TSV Sonthofen am Sonntag ab 17 Uhr gegen den TSV Herrsching II läuft der Kapitän das letzte Mal in der Allgäu-Sporthalle auf. Nach der Saison beendet Lakotta seine Karriere.
Die Idee, beim TSV ins Handballtraining zu schnuppern, entstand seinerzeit im Schulsport. Der besondere Reiz des Handballsports sei für ihn mehr als die typischen Floskeln der „schnellen und körperbetonten Sportart“. Der Teamgedanke steht für Lakotta im Vordergrund. „Für mich war es immer wichtig, gemeinsam mit meinen Freunden ein sportliches Hobby zu betreiben“, sagt der Spielmacher. Auch in seinem 25. Handballjahr sei das noch immer ein ausschlaggebender Punkt. Das hängt auch damit zusammen, dass sich der langjährige TSV-Kapitän seinem Heimatclub verbunden fühlt. Abgesehen von einem halben Jahr 2011, in dem er beim TV Immenstadt Landesliga-Luft schnupperte, hat der das Sonthofer Trikot nie gegen das eines anderen Clubs getauscht.
„Die Höhepunkte meiner Zeit im Jugendbereich beginnen schon mit dem ersten Spiel als Zwölfjähriger“, sagt Lakotta, der in der C-Jugend ein Jahr in der Bayernliga spielte. „Ich denke zuerst an dieses Spiel, daran, dass ich meinen Wunschsport ausüben konnte.“ Im Seniorenbereich durfte er ein Highlight der Vereinsgeschichte als unverzichtbare Leistungsstütze miterleben: die Meistersaison 2016/2017. Für Lakotta war es die erste Meisterschaft - dabei sicherte sich sein Team mit 22 Siegen in 22 Spielen auch ungeschlagen den Titel und den damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksoberliga. Das war auch in der vergangenen Saison so, in der der TSV ebenfalls Bezirksliga-Meister wurde. „Das sind die beiden schönsten Spielzeiten, die mir in Erinnerung bleiben“, sagt der 36-Jährige.
Im Jahr nach dem ungeschlagenen Meistertitel folgte allerdings der direkte Wiederabstieg. „Das zieht sich durch die ganze Erwachsenen-Klasse – wir sind zu gut für die Bezirksliga und tendenziell zu schwach für die Bezirksoberliga, deshalb hat es nicht zum Klassenerhalt gereicht“, sagt Lakotta. Ein Grund aufzuhören, war das für ihn allerdings nie. Er habe zwar oft hinterfragt, was ihn zum Weitermachen motiviere, betont aber, dass ein vorzeitiger Rücktritt nie eine Option war. Und erneut zieht sich ein Grund dafür wie ein roter Faden durch: der ausgeprägte Teamgeist. „Ob Bezirks- oder Bezirksoberliga, ob Sieg oder Niederlage - viel ist egal. Hauptsache, ich übe mein Hobby im Team aus“, sagt Lakotta.
Von größeren Verletzungen ist der Spielmacher glücklicherweise bisher über weite Strecken verschont geblieben. In der laufenden Spielzeit allerdings sei es wie „verhext“. „Ich habe noch nie so viele Spiele verletzungsbedingt verpasst, wie aktuell“, sagt der Routinier. „Das ist aber nicht der Grund für mein Karriereende. Meinen Entschluss zum Rücktritt habe ich schon vor der Saisonvorbereitung getroffen.“ Und doch sieht er die aufkommenden Wehwehchen als „Wink mit dem Zaunpfahl“, sagt Lakotta. Nicht zuletzt deshalb habe sich der Rücktritt in seinem 25. Handballjahr und seinem zehnten in der Abteilungsleitung „richtig angefühlt“. Da sein Team vor der Saison eine gute Ausgangslage hatte, wollte Lakotta dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Dass es nun mit seinem TSV doch wieder gegen den Abstieg geht, beeinflusst seine Entscheidung nicht mehr, sagt der Rückraumspieler. „Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand. Wenn wir absteigen, haben wir es verdient und wenn wir drinbleiben, auch“, sagt er.
Was seine sportliche Zukunft betrifft, steht für Laurenz Lakotta fest, dass er weiterhin unterstützend in der Abteilungsleitung tätig sein wird. Ein Comeback kommt für die Nummer 8 des TSV Sonthofen nicht infrage. „Ich habe mir geschworen, dass ich das nie machen werde. Wenn ich aufhöre, dann höre ich richtig auf“, sagt Lakotta. „Vielleicht habe ich deshalb auch so lange gewartet, weil ich nicht diese Gefahr laufen wollte. Jetzt kann ich die Mannschaft weitergeben und gehe mit gutem Gewissen.“